durcheinander

Sonntag, 26. September 2010 von Kristin

Irgendwie bin ich heute besonders traurig und vermisse unseren Großen. Ich habe so ein "Das kann alles nicht passiert sein" Gefühl. Ist es wirklich passiert? Und ist es wirklich schon mehr als anderthalb Jahre her?
Es darf nicht wahr sein! Es DARF einfach nicht...
Bin ganz durcheinander.

Dann waren wir heute morgen wieder mal beim Gottesdienst. Es wurde das Lied "Weißt du wieviel Sternlein stehen" gesungen. Natürlich mit einem anderen Text als bei Jarons Beerdigung, aber doch die gleiche Melodie. Vielleicht hat mich das so aus der Bahn geworfen. Damals haben wir die Melodie gesummt-- zumindest habe ich es versucht, habe aber keinen Ton rausbekommen, so hat es mir die Kehle vor Schmerz zugeschnürt.

Ach Jaron. Ich vermisse dich so sehr. Es tut so weh zu wissen, dass wir uns erst in einer ganzen Weile wiedersehen. Aber wir sehen uns wieder und dann wird geknuddelt. Versprochen.

Gedanken an Jaron

Samstag, 11. September 2010 von Tobias

Manchmal überkommen uns die Gedanken an Jaron wie aus heiterem Himmel - so wie heute. Wir waren zu einem Gottesdienst zur Eheschließung von lieben Freunden. Gleich zu Beginn der Predigt las der Pfarrer Psalm 36,6 - Jarons Taufspruch. So schnell können Worte Tränen in den Augen erscheinen lassen, wo man doch gerade noch so gefasst war...
Es war ein sehr schöner Gottestdienst. Auch wenn es in den Momenten weh tut, ich werde gern an Jaron erinnert. Ich bin warscheinlich ein Mensch, der von außen etwas geschubst werden muss, um den Gedanken (einschließlich der Traurigkeit) Raum zu geben.

Samstag, 28. August 2010 von Kristin

Diesen Monat fällt es mir besonders schwer zu schreiben, wie es mir geht. Eigentlich gut, denn Valentin hält uns täglich beschäftigt und erfreut unsere Herzen mit seinem Lachen. Wenn ich mir aber mal eine Minute Zeit nehme für meine Traurigkeit, ist sie wieder da... . Es ist dann wie ein Stich ins Herz und ein dicker Kloß steckt in meinem Hals.

Einige Kleidungsstücke von Jaron durfte auch Valentin anziehen (Brüder teilen halt). Nun ist der Kleine aus den Sachen des großen Bruders komplett herausgewachsen. Das zeigt mir, wie klein Jaron war... und wie zeitig wir ihn verabschieden mussten. Was wir mit Jaron alles nicht erleben durften, wird durch Valentins Wachsen erst so richtig deutlich.

Immernoch schöpfe ich viel Kraft aus dem Austausch mit den Mädels aus der Selbsthilfegruppe. Leider sehen wir uns viel zu selten. Bei unseren Treffen habe ich die Möglichkeit ganz "ich" sein zu dürfen. Ohne stark sein zu müssen, ohne "gleich weiter" zu müssen, weil die Zeit drängt oder Traurigkeit gerade fehl am Platz ist. Denn es tut immernoch gut, wenn ich über meinen kleinen Großen reden darf.

Apropos: Immer wieder wird mir die Frage gestellt, ob Valentin unser erstes/ einziges Kind ist... beim Friseur, bei der Anmeldung für Babykurse, beim Ausfüllen von Formularen usw. Diese Frage haut mich jedes Mal aus dem Konzept... Nein, ist er natürlich nicht!! Und dann muss ich beim Elterngeldantrag "Ja" ankreuzen, weil es die Bürokratie so will... Dafür erkläre ich sonst fast jedem, dass Valentin unser zweites Kind ist, und dass er einen großen Bruder hat, der bei seiner Geburt gestorben ist. Danach laufen eigentlich immer die Tränen.. obwohl ich mir mittlerweile nicht mehr getraue, überall drauflos zu heulen, auch wenn mir danach ist. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass von mir erwartet wird, dass ich die Trauer wenigstens ein bischen überwunden habe... und schließlich haben wir ja jetzt Valentin... Dabei ist die Traurigkeit noch genauso da wie vor Valentins Geburt --- wäre ja auch komisch, wenn sie plötzlich weg wäre.. Valentin ist Valentin und Jaron ist Jaron...

Freitag, 2. Juli 2010 von Kristin

Liebster Jaron,

dein Papa ist gerade bei dir auf dem Friedhof und pflanzt neue Blümchen für dich. Das letzte Mal haben deine Oma und dein Papa auch soo ein schönes Grab gezaubert, nur leider wurde dieses innerhalb von zwei Tagen von unserem frechen Reh abgegrast. Also auf ein Neues, schließlich soll es ja schön sein bei dir.

Es kam in den letzten Tagen mehrmals vor, dass Papa und ich abends ins Bett gegangen sind, ohne bei dir gewesen zu sein. Ein sehr komisches Gefühl, denn irgendwas fehlt. Andererseits sind die Tage mit deinem Brüderchen sehr voll, und da Mama auch noch nicht so fit ist, fehlt es manchmal an Zeit, um zu dir zu fahren. Ich versuche mir zwar zu sagen, dass du dafür bestimmt Verständnis hast, habe aber gleichzeitig ein ganz schlechtes Gewissen. Bitte sei nicht traurig, wir machen dir dafür hier zu Hause deine Kerzchen an und denken vorm Einschlafen an dich (aber das machen wir ja sowieso).
Es ist wirklich nicht ganz einfach, zwei Kindern gerecht zu werden, zumindest so "gerecht zu werden", dass ich es im Herzen als gut so empfinde. Hoffentlich kriegen wir das mit der Zeit hin. Liebe im Herzen ist auf jeden Fall schonmal für euch beide da, die müsst ihr nicht teilen :-)

Wir küssen dich auf deine süße Gilbertsche Schnute
deine Mama und dein Papa

Dein kleines Brüderchen

Dienstag, 15. Juni 2010 von Krissi & Tobi

Unser liebster Jaron,

diesen Sonntag kam Valentin auf die Welt. Jetzt bist du großer Bruder geworden! Jaron und Valentin - unsere beiden süßen Schätze! Gerade in diesen Tagen spüren wir deine Nähe und merken gleichzeitig, wie sehr du uns fehlst. Du bist in unseren Herzen, so tief und unauslöschbar, und begleitest uns wenn wir abends ins Bett gehen und morgens wieder aufstehen. Wir denken, dass du jetzt als kleiner Schutzengel über deinen Bruder wachst - zumindest hoffen wir das von ganzem Herzen.

Wir haben Valentin schon von dir erzählt, denn er soll mit dem Gefühl aufwachsen, einen großen Bruder zu haben. Er soll später einmal von dir erzählen, seinem großen Bruder, den er leider nicht persönlich kennenlernen durfte.

Lieber Jaron, wir lieben dich und schicken dir einen dicken Kuss gen Himmel, dort wo die Wolken ziehen und unser Großer wohnt.

Dein Papa, deine Mama mit Valentin