• Familie Gilbert

Abschied

Samstag, 14. Februar 2009

Heute um 11.15 Uhr haben wir Abschied von unserem Jaron genommen. Er ist ruhig und ohne Schmerzen in unseren Armen eingeschlafen.

Um 7.40 Uhr rief eine Schwester von der Intensivstation an und teilte uns mit, dass Jaron immer häufiger Atempausen mache. Schweigend machten wir uns sofort auf den Weg.

Wir legten Jaron wie am Tag zuvor auf Krissis Brust, da dies sehr beruhigend auf ihn wirkte. Auch auf Tobis Brust lag er für eine Weile, was nicht nur Jaron sehr genoss. Wir redeten viel mit dem kleinen starken Mann und streichelten ihn. Wir sagten ihm, dass er keine Angst zu haben braucht und dass wir ihn gehen lassen. Wir haben Jaron das Versprechen mit auf den Weg gegeben, dass Mama und Papa ganz fest zusammenhalten und dass wir ihn nie vergessen werden.

Immer wieder hörte er für eine lange Zeit auf zu atmen. Die Atempausen schienen uns ewig. Wir weinten und er holte jedes Mal wieder Luft und öffnete ab und zu angestrengt die Augen, als schien er wissen zu wollen, ob wir noch da sind.
Unsere Lieblingsschwester auf der Intensivstation (ein Glück, dass gerade sie heute Dienst hatte), schaute ab und zu nach uns, schaltete den Alarmton des EKGs ab und verabreichte Jaron eine zusätzliche Dosis Schmerzmittel, damit der Kleine wirklich friedlich einschlafen konnte. Uns beruhigte der Anblick des Kleinen, denn er wirkte tatsächlich entspannt und friedlich. Selbst seine kleinen Säufzer zwischendurch waren herzzerreißend friedlich und zauberten uns trotz der schweren Situation ein Lächeln auf die Lippen.

Irgendwann wurden auch wir ruhiger, es flossen weniger Tränen. Und irgendwann tat Jaron seinen letzten Atemzug. Wir warteten, doch diesmal holte er nicht wieder Luft.
Die Leere in diesem Augenblick ist unbeschreiblich, aber irgendwie war doch auch ein klitzekleines bisschen Glücksgefühl dabei. Wir sind dankbar, dass wir diese Zeit mit ihm zum Kennenlernen und Abschiednehmen hatten. Er war ein so süßer Fratz und hat unsere Herzen im Sturm erobert. Er hat uns an den wenigen Tagen, die er hatte, unendlich viel Liebe und Freude geschenkt.
Wir blieben noch etwa eine halbe Stunde zu dritt, bis wir die Schwester holten. Mit ihr gemeinsam machten wir noch einen Fuß- und Handabdruck von Jaron und beraubten ihn einer Locke. Danach kuschelten wir noch etwas. Es mag für Euch vielleicht absurd oder befremdlich klingen, aber ich bin so froh, dass wir uns diese Zeit zu dritt nehmen durften.
Auch Jarons Großeltern besuchten uns ein letztes Mal zu dritt. Irgendwann hieß es dann endgültig Abschied nehmen.

Falls es heute Abend einen klaren Sternenhimmel gibt, schaut einmal nach oben. Der hellste Stern von ihnen ist wahrscheinlich der kleine Jaron.

 

Wenn die Liebe einen Weg zum Himmel fände und Erinnerungen Stufen hätten, würden wir hinaufsteigen und Dich zurückholen.

 

Jaron, wir lieben Dich!